Nationalpark-Besucherzentren decken in der Regel eine Reihe von Themen ab, um den Besucher*innen Informationen über die Besonderheiten des Parks zu bieten, Orientierung zu geben und Bildungsangebote zu machen.

Ausstellungen und Themen in Nationalparkzentren

Während die spezifischen Themen je nach Park und seinen Besonderheiten variieren können, umfassen Ausstellungen in der Regel folgende Aspekte:

  • Überblick über den Park:
  • Naturgeschichte und Geologie
  • Kulturelles Erbe
  • Wildtiere und biologische Vielfalt
  • Karten und Orientierung
  • Naturschutz und lokales Engagement

Nationalparkzentren in Deutschland:
State of the art?

Besucherzentren und Ausstellungen in Nationalparks in Deutschland fokussieren zumeist – mindestens in der Gestaltung – ausschließlich auf Flora, Fauna und Ökologie. Sie sind als Orte der Umweltbildung konzipiert. Aber wo findet sich die gesellschaftliche Relevanz in den Ausstellungen? Und wo ist der Bezug zu einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung?

Darüber hinaus folgt die Dramaturgie oder die thematische Gliederung dabei häufig den im Schutzgebiet vorkommenden Lebensraumtypen. Im Prinzip wird in Ausstellungen dieser Art Natur „nachgebaut“ und versucht die Natur „ins Haus zu holen“.

Doch die Natur befindet sich draußen – nicht im Haus! Ist nicht das Ziel der Ausstellungen, die Besucher zu motivieren, selbst die Natur zu entdecken?

Die Nationalparkidee als Ausgangspunkt für Besucherzentren

Gerade mit dem Blick auf die Entstehungsgeschichte der Nationalparkidee im Nationalpark Yellowstone 1872 wird deutlich, dass die Einrichtung von Schutzgebieten eine Reaktion der Gesellschaft auf wahrgenommene Belastungen der Natur darstellt. Ausgangspunkt sind damit stets die menschlichen Ansprüche an die Natur – eine zutiefst anthropozentrische Perspektive (vgl. dazu bspw. McNeely 1994).

Es ist Zeit für eine neue Art von Nationalparkzentrum

Diese menschliche, bzw. kulturelle Perspektive muss auch in Besucherzentren in Nationalparks, Naturparks und Biosphärenreservaten gestärkt werden. Das Akzeptanzdefizit des Naturschutzes (vgl. Haber 2005), die Fokussierung nicht-naturschutzfachlicher Aspekte bei der Ausweisung von Nationalparks, die zunehmende gesellschaftliche Verankerung der Debatte um Nationalparks und die Überzeugung, in einem Nationalparkzentrum Natur nicht “nach-zubauen” führen unausweichlich zu einer neuartigen Leitidee. Eine Leitidee, mit der ein Nationalparkzentrum dem zunehmenden gesellschaftlichen Diskurs um Nationalparks in Deutschland Rechnung trägt.

Ein zeitgemäßes Nationalparkzentrum stellt die Menschen in den Mittelpunkt

Eine Nationalpark-Ausstellung kann nur den Menschen ins Zentrum stellen – die Natur ist ja draußen! Eine auf die Darstellung von Natur, deren Schönheit und Einzigartigkeit fokussierte Ausstellung wird der Ideengeschichte des Naturschutzes (Piechocki and Erdmann 2009) und der Nationalparkidee (Blab 2006) nicht gerecht.

Gerade Biosphärengebiete eignen sich insbesondere für die Betrachtung der Rolle des Menschen. Einerseits ist der Einfluss des Menschen viel präsenter und andererseits sind Pflegemaßnahmen für Besucher*innen und Einwohner*innen wahrnehmbar und potenziell erklärungsbedürftig.

 

Ein so gestaltetes Besucherzentrum ermöglicht das Reflektieren über die Nationalpark-Idee und Naturschutz im Allgemeinen. Ein Besuch setzt Erkenntnisprozesse zum Mensch-Natur-Verhältnis in Gang.

 

 

Literatur

Blab, J. (2006). Schutzgebiete in Deutschland‐Entwicklung mit historischer Perspektive. Natur und Landschaft: Zeitschrift für Naturschutz und Landschaftspflege 81 (1), 8–11.

Haber, Wolfgang (2005). Pflücken verboten! Den Naturschutz zu den Menschen bringen. In: Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz (Ed.). Die Erfindung von Natur und Landschaft. o. O., 74–82.

McNeely, Jeffrey A. (1994). Protected areas for the 21st century: working to provide benefits to society. Biodiversity and Conservation 3 (5), 390–405. https://doi.org/10.1007/BF00057797.

Piechocki, R./Erdmann, K.-H (2009). Naturschutzbegründungen im Visier. Konflikte um ökologische und ethische Argumentationsmuster. Bonn-Bad Godesberg. BfN-Skripten 254.