Wie kann Bildung und Vermittlung in Museen und Kulturinstitutionen im weiteren Sinne die Herausforderungen der Klimakrise integrieren? Unter dem Begriff Action for climate Empowerment (ACE) werden Aktivitäten der Öffentlichkeitsarbeit und Partizipation sowie der Bildung für nachhaltige Entwicklung im Hinblick auf Klimawandel und Klimaschutz verstanden.

Lösungen und Handlungsmöglichkeiten in den Mittelpunkt stellen

Neben den bisherigen allgemeinen Ansätzen im Handlungsfeld der kulturellen Bildung ist eine weitergehende Fokussierung auf Handlungsoptionen sinnvoll. Dem Ansatz einer positiven Kommunikation folgend, sollten Handlungsmöglichkeiten statt Herausforderungen die Bildung in Kulturinstitutionen bestimmen: „Handprint statt Footprint“.

Der sogenannte Handabdruck stellt dem auf bereits verursachte Auswirkungen fokussierten ökologischen Fußabdruck eine positive und zukunftsgewandte Alternative gegenüber. Der Handabdruck steht für das Klimaschutzhandeln und die positiven Maßnahmen, die bereits umgesetzt wurden. Er motiviert damit zum Handeln. Der Handabdruck eröffnet außerdem die Möglichkeit, den Umweltnutzen von Aktivitäten zu quantifizieren (Grönman et al. 2019:1069).

Von der Absicht zum Verhalten

Wenn Besucher*innen zu klimaschützendem Verhalten befähigt werden sollen, dann muss Kulturelle Bildung auch die Faktoren in den Blick nehmen, die auf ein klimaschützendes Verhalten einwirken.  Zu diesen Faktoren gehören nicht nur Wissen und Einstellungen, sondern auch Verhaltensabsichten.

Die bekannte Kluft zwischen Wissen und Verhalten bedeutet für Fachkräfte im Kulturbetrieb, dass die Vermittlung von mehr Wissen nur einen geringen Einfluss auf tatsächliches Verhalten haben wird. Aktuelle Forschung zeigt, dass auch eine Kluft zwischen der Absicht, also der Intention, und der tatsächlichen Umsetzung von Handlungen besteht (Sheeran and Webb 2016). Um diese Kluft zwischen Intention und Verhalten zu schließen, hilft es, dass Verhalten gedanklich vorwegzunehmen: Die sogenannte Handlungsplanung umfasst das, was konkret umgesetzt werden soll, während die Bewältigungsplanung Strategien entwickelt, mit denen unvorgesehenen Hindernissen begegnet werden kann (Schwarzer 2008:6).

Klimaschutzhandeln in Museen fördern

Eine Bewältigungsplanung kann vereinfacht werden, indem das Verhalten als Gewohnheit etabliert wird – denn so können unvorhergesehene Hindernisse minimiert werden.

Bildung in Museen, die Verhaltensänderungen zum Ziel hat, sollte auf die gewohnheitsmäßigen und routinemäßigen Aspekte des täglichen Lebens abzielen und nicht auf Verhalten als Ergebnis eines bewussten Entscheidungsprozesses (Kurz et al. 2015:124).

Lernen im Museum als Kulturelle Bildung ist geprägt durch sinnliche Lernsituationen, die häufig auch mit haptischen Erlebnissen verbunden ist. (Noschka-Roos und Lewalter 2013:199) Wenn Gewohnheiten als impulsive, getriggerte Verhaltensweisen verstanden werden, können diese möglicherweise mit Interaktionen in Ausstellungen durch viel einfachere Reize eingeübt werden, als mit dem gängigen Ansatz, der eine umfassende Wissensvermittlung ins Zentrum stellt.

Durch eine Fokussierung auf Klimaschutzhandeln und die Integration von Ansätzen des Action for climate Empowerment kann Bildung und Vermittlung in Besucherzentren und Museen eine neue gesellschaftliche Wirksamkeit erreichen.

 

 

Literatur

Grönman, Kaisa/Pajula, Tiina/Sillman, Jani/Leino, Maija/Vatanen, Saija/Kasurinen, Heli/Soininen, Asta/Soukka, Risto (2019). Carbon handprint – An approach to assess the positive climate impacts of products demonstrated via renewable diesel case. Journal of Cleaner Production 206, 1059–1072. https://doi.org/10.1016/j.jclepro.2018.09.233.

Kurz, Tim/Gardner, Benjamin/Verplanken, Bas/Abraham, Charles (2015). Habitual behaviors or patterns of practice? Explaining and changing repetitive climate‐relevant actions. Wiley Interdisciplinary Reviews: Climate Change 6 (1), 113–128.

Noschka-Roos, Annette/Lewalter, Doris (2013). Lernen im Museum – theoretische Perspektiven und empirische Befunde. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft 16 (S3), 199–215. https://doi.org/10.1007/s11618-013-0434-9.

Schwarzer, Ralf (2008). Modeling Health Behavior Change: How to Predict and Modify the Adoption and Maintenance of Health Behaviors. Applied Psychology 57 (1), 1–29. https://doi.org/10.1111/j.1464-0597.2007.00325.x.

Sheeran, Paschal/Webb, Thomas L. (2016). The Intention-Behavior Gap. Social and Personality Psychology Compass 10 (9), 503–518. https://doi.org/10.1111/spc3.12265.