Nachhaltigkeitskommunikation im Raum und nachhaltige Szenografie steht vor eine Mammutaufgabe: Wie kann eine Ästhetik der Nachhaltigkeit in Ausstellungen und Interaction Design aussehen? Und welche Schlussfolgerungen lassen sich aus den Erkenntnissen der Klimapsychologie dafür ableiten?

Partizipation und Interaktion auf Selbstwirksamkeit ausrichten

Bei einer Ausrichtung der Kommunikation auf die Zielgruppe der Vorsichtigen stehen Erfahrungen der Selbstwirksamkeit im Zentrum der kulturellen Bildungs- und Vermittlungsarbeit. Eine individuelle Selbstwirksamkeit könnte sich stärker an der sozialen Identität der Besucher*innen orientieren, d.h. an dem Teil des Selbst, der sich über die sozialen Gruppen, denen wir angehören, definiert. So kann eine Besucherin mehrere soziale Identitäten haben: Richterin, Mutter, Gärtnerin, Fußballerin. Die sozialen Identitäten der Besucher*innen zu berücksichtigen ist besonders wichtig, da diese als zentraler Erklärungsansatz dafür dienen, weshalb klimaschutzbezogene Absichten in Verhalten umgesetzt werden (siehe van Zomeren et al. 2008).

Neben einer Fokussierung der Kommunikation auf diese individuelle Wirksamkeit, könnte eine Vermittlung, die ein kollektives Gefühl der Wirkmächtigkeit und damit einhergehende gruppenbasierte Emotionen unterstützt, Klimaschutzhandeln fördern (siehe Fritsche 2015:30).

Soziale Identität adressieren und Verbundenheit fördern

Kulturelle Bildung in Kulturinstitutionen und Museen kann, wenn sie soziale Identitäten berücksichtigen möchte, versuchen Besucher*innen vor allem als Mitglieder*innen sozialer Gruppen anzusprechen. Besonders vielversprechend ist dabei, die soziale Identität zu adressieren, die für die Thematik der Nachhaltigkeit voraussichtlich besonders aufgeschlossen ist, bspw. die der Gärtnerin oder Mutter. Botschafter*innen aus der betreffenden sozialen Gruppe können als Vorbilder Besucher*innen zu mehr Klimaschutz motivieren.

Darüber hinaus kann die soziale Verbundenheit gefördert werden, indem die Identifikation mit einer Gruppe und ihren Zielen als Ansatzpunkt für Kulturelle Bildung genutzt wird. So können gemeinsame soziale Normen für mehr Nachhaltigkeit betont werden. Ein zentraler Schlüssel für soziale Verbundenheit und kollektive Wirksamkeit sind Gruppeninteraktionen, bei denen eine Zusammenarbeit notwendig ist. Partizipative Ansätze erhalten vor diesem Hintergrund eine gesteigerte Bedeutung in der Bildungs- und Vermittlungsarbeit von Kulturinstitutionen.

Nachhaltigkeitskommunikation im Raum wirksam gestalten

Diese Ansätze einer kulturellen Bildungsarbeit in den Raum zu übersetzen ist die Aufgabe der transformatorischen Szenografie. Eine solche Gestaltung überträgt die Ideen und Prinzipien von Nachhaltigkeit, Postwachstum und Transformation in den Raum von Kulturinstitutionen wie Theatern oder Museen. Die Gestaltungssprache und die architektonisch ausgeformten Raumbilder unterstützen dabei im besten Fall Besucher*innen, sich für Klimaschutz auch außerhalb der Einrichtung zu engagieren.

 

Szenograf*innen und Gestalter*innen könnte eine überzeugende Ästhetik des Wandels die Transformation in Richtung Nachhaltigkeit kulturell fundieren und deren Strahlkraft erhöhen.

 

 

Literatur

Fritsche, Immo (2015). WE Make a Difference! Natur- und Umweltschutz zwischen persönlicher Hilflosigkeit und kollektiver Selbstwirksamkeit. In: Gerhard Reese/Immo Fritsche/Norbert Wiersbinski et al. (Eds.). Psychologie in der Naturschutzkommunikation. Einblicke in die aktuelle Forschung und Praxis. Bonn-Bad Godesberg, Bundesamt für Naturschutz (BfN), 27–34.

van Zomeren, Martijn/Postmes, Tom/Spears, Russell (2008). Toward an integrative social identity model of collective action: a quantitative research synthesis of three socio-psychological perspectives. Psychological Bulletin 134 (4), 504–535. https://doi.org/10.1037/0033-2909.134.4.504.